Die Energieversorgung im Zeitraum um die Abkalbung und im ersten Drittel der Laktation
Die Zeit rund um die Kalbung wird als kritische Phase bei Milchkühen bezeichnet. Kritisch – weil die Kühe in diesem Zeitraum weniger Futter aufnehmen als nötig wäre um den hohen Energiebedarf zu decken. Somit kann auch der hohe Glukosebedarf für die Laktosebildung nicht gedeckt werden. Die Kuh gerät in ein Energieloch und wird anfällig für Stoffwechselerkrankungen.
Als häufig auftretende Krankheit ist hier Ketose (Acetonämie) zu nennen. Diese kann in akuter oder subklinischer Form auftreten. Merkmale sind neben einer reduzierten Futteraufnahme eine schnelle Abmagerung und ein starker Rückgang der Milchleistung. Längerfristige und unbemerkte Erkrankungen können sich negativ auf die Euter- und Klauengesundheit und die Fruchtbarkeit auswirken sowie zu einem frühzeitigen Abgang der Kuh führen.
Bei einer negativen Energiebilanz zum Laktationsbeginn baut die Kuh eine große Menge Körperfett ab um das Energiedefizit zu decken. Der erhöhte Abbau von Körperfett sorgt für eine Anhäufung von aktivierter Essigsäure – diese kann aber durch einen Mangel an Oxalessigsäure nicht in den Citratzyklus fließen. Eine Anhäufung von aktivierter Essigsäure (Acetyl-CoA), die nicht abgebaut werden kann, führt zu einer Vermehrung von Ketonkörper im Blut. Eine erhöhte Menge dieser Ketonkörper im Blut kann giftig auf das Nervensystem wirken und Störungen im Wasser- und Mineralstoffhaushalt verursachen.
Sehr wichtig für einen problemlosen Start in die Laktation ist eine angepasste und leistungsgerechte Fütterung während der Trockenstehphase. Kurz vor der Kalbung und im ersten Laktationsdrittel können glucoplastische Substanzen zur Vorbeugung von Ketose dienen. Propylenglycol ist eine dieser glucoplastischen Substanzen. Es ist zu 100 % verdaulich und wir zum Teil direkt im Pansen absorbiert. Eine erhöhte Insulinausschüttung tritt bereits 30 Minuten nach der Aufnahme ein. Propylenglycol unterstützt die Gluconeogenese und reduziert die Konzentration der freien Fettsäuren im Blut. Es senkt das Ketoserisiko und verbessert durch seinen hohen Energiegehalt die Energiebilanz in der Frühlaktation. Auch Glycerin und Natriumpropionat zählen zu den glucoplastischen Substanzen.